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Goethe, Sex und Palmenhaus

Goethe-Haus

Frankfurt adé. Eigentlich ist das Goethe-Haus eher ein Museum für bürgerliche Wohnkultur im 18. Jh. Denn das Haus, in dem Goethe 1749 als Sohn eines kaiserlichen Rates und Enkel des Frankfurter Stadtschultheißen (Bürgermeisters) geboren wurde, ging 1944 unter und mit ihm ein großer Teil seiner Ausstattung. Das heutige Haus ist eine Rekonstruktion und im Stil der Zeit mit Dingen aus dem Umfeld der Familie eingerichtet, so dass vieles wieder aussieht, wie es einst war. Das Museum nebenan illustriert anhand von Gemälden und Plastiken die Kunstentwicklung der Goethe-Zeit vom Spätbarock bis zur Romantik. Der Dichter hat in Frankfurt nur seine Jugend verbracht, nachzulesen in Dichtung und Wahrheit. Nach seinem Studium in Straßburg kehrte er 1771 zwar noch einmal zurück und erlebte den Prozess gegen die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brand mit, die als Gretchen im Faust wiederkehren sollte, doch das Liebesleid seines ersten Erfolgsromans Die Leiden des jungen Werther durchlitt er bereits in Wetzlar. Danach ging er nach Weimar und gab 1817 aus Steuergründen sogar sein Bürgerrecht auf. Bis ins 20. Jh. trugen die Frankfurter ihm dies nach und bestraften ihn dafür mit der Bevorzugung Schillers.
Das Goethe-Haus

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Karmeliter Kirche

Spurensuche. Karmeliterkirche und -kloster gehören zu den wenigen erhaltenen mittelalterlichen Baudenkmalen Frankfurts. Die Kirche wird heute vom Archäologischen Museum für die Ausstellung seiner Altertümer genutzt, darunter keltische Werkzeuge, Funde aus der Römerstadt Nida, Grabbeigaben von Alemannen und Franken sowie Antiken und Orientalika. Vieles davon wurde im 19. Jh. von begüterten Frankfurtern zusammen getragen. Kreuzgang, Refektorium und Dormitorium des früheren Klosters dienen als Veranstaltungsräume. Ein kunsthistorisches Juwel dort sind die Fresken des später gevierteilten Malers und Bauernkriegs-Führers Jörg Ratgeb. Seine einst 140 m lange und teilweise sehr drastisch illustrierte Heilsgeschichte ist die größte Renaissancemalerei nördlich der Alpen. Kontrastiert werden Kirche und Kloster durch die 1984 von Paul Kleihues errichteten Verwaltungsgebäude. Kleihues prägte im gleichen Jahr den Begriff der kritischen Rekonstruktion für die Reparatur kriegszerstörter Städte und lieferte damit den Anstoß für einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung. Hier nannte er seine Methode, die Tradition in modernen Bauformen wieder aufscheinen zu lassen, romantischen Rationalismus.
Die Karmeliter Kirche

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Schmiere

Kabarett-Legende. Seit 1950 ist Die Schmiere das einzige Repertoire-Kabarett der Republik, also das einzige Kabarett mit mehreren eigenen Stücken im laufenden Programm. Sie nennt sich selbst das schlechteste Theater der Welt, gehört aber zu den meist bespielten deutschen Bühnen und ihre Vorstellungen sind fast immer ausverkauft. Das erklärte sich einst auch aus den revolutionären Preisen. Denn Kabarettgründer Rudolf Rolfs wollte das System stürzen und umwarb dafür die Arbeiterklasse. Wahrscheinlich wäre er darüber selbst gestürzt, hätte ihn sein Partner, der dicke Reno Nonsens, nicht gerettet als die Arbeiterklasse ausblieb. Sein Job wurde es, die Weltverbesserung gemütlich brabbelnd ins Absurde zu verkehren und daraus ließen sich trefflich Funken schlagen. Im Doppelpack waren die beiden unschlagbar. Inzwischen steht mit Effi Rolfs-Wrobel & Co die nächste Generation auf der Bühne und kämpft mit einer besonderen Mischung aus Kabarett und Revue, Show und Comedy allabendlich gegen den stärksten aller Feinde, den Spießer. Das Theaterchen im Klosterkeller gleicht immer noch einem Trödelladen. Jeder Stuhl sieht anders aus und der Bühnenvorhang ist ein kurioser Pappdeckel mit Fransen.
Die Schmiere

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Nizza

Mittelmeer. Palmen, Feigen, Orangen, Erdbeerbäume und 150 andere mediterrane Exoten in einer öffentlichen Grünanlage, das gibt es nur im Nizzagarten. Die Südlage im Schutz der Kaimauern ist der wärmste Fleck der Stadt, angeblich weil sie durch die Spiegelung des Mains doppelt besonnt wird. Mit 4,42 ha ist das Nizza einer der größten öffentlichen Mittelmeer-Gärten nördlich der Alpen. Für seine Bepflanzung wurden möglichst frostharte Sorten ausgewählt, so dass alle Bäume und Gewächse auch im Winter draußen stehen bleiben können. Die Bezeichnung Nizza für das nördliche Mainufer an dieser Stelle lässt sich bis ins späte 18. Jh. zurückverfolgen. Schon damals erkannten die wohlhabenden Frankfurter die klimatischen Vorzüge der Lage und bauten sich hier inmitten großer Gärten ihre repräsentativen Villen. Der so entstandene Uferstreifen mag Reisende an das ferne Nizza erinnert haben. Von den Villen aus schaute man damals noch über den Kleinen Main auf eine langgestreckte Insel. Als Park mit mehreren Pavillons war sie ein beliebtes Ausflugsziel. Doch beim Bau der Eisenbahn zwischen West- und Osthafen wurde der Mainarm 1858 zugeschüttet und als Ersatz für die Insel der heutige Park angelegt.
Das Nizza

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Jüdisches Museum

11.000. Als alte Messe- und Bankenstadt war Frankfurt nach Berlin die jüdischste Stadt Deutschlands. Den Stiftungs-, Schenkungs- und Vereinsaktivitäten zufolge war sie sogar die allerjüdischste, denn die 30.000 Frankfurter Juden gaben mehr für das Gemeinwohl aus als die 200.000 Berliner. Ob in Kultur, Wissenschaft, Politik oder Wirtschaft, Frankfurts Juden spielten überall eine wichtige Rolle. Das Jüdische Museum im ehemaligen Rothschild-Palais widmet sich ihrer Geschichte von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis zum Neubeginn nach 1945. Es dokumentiert, wie sich die Juden unter dem Druck der christlichen Konkurrenz und der Kirche immer wieder neue Geschäftsfelder suchten, dazu veranschaulicht es an Gebrauchs- und Kultgegenständen ihren Alltag und ihre Feste. Schließlich zeigt es, wie sich die Juden seit dem 19. Jh. zunehmend von ihrem Glauben abwandten, oft taufen ließen und emanzipierten. Und es macht deutlich, dass auch das nach 1938 niemanden vor den Verfolgungen schützte, die 1941 in der Deportation von 11.000 Menschen in die Vernichtungslager gipfelten. Viele Überlebende wanderten nach 1945 aus, nur wenige versuchten unter dem letzten Rabbiner von Theresienstadt in Frankfurt einen Neuanfang.
Das Jüdische Museum

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Schauspiel Frankfurt

Verpiss Dich! Neue Intendanten können eigentlich nur alles falsch machen. Sind sie zu innovativ, werden sie verrissen und sind sie zu konservativ, werden sie es auch. Elisabeth Schweeger war 2001 zu innovativ. Sie experimentiere zu viel, sei zu kopflastig und brüskiere ihr Publikum, schrieben die Zeitungen. Andererseits senkte sie binnen kurzem den Altersdurchschnitt der Gäste von knapp 60 auf 40 Jahre und brachte dem Haus eine Auslastung von 85 Prozent. Anfangs vielleicht etwas zu ambitioniert, bediente sie bald sowohl die Klassik-Freunde als auch eine junge, bis dahin eher theaterferne Szene. Die kam vor allem in die philosophischen Salons, zu Diskussionsforen aller Art, spätabendlichen Laborversuchen und Balkan-Clubnächten. Höhepunkt der Schweeger´schen Intendanz wurde dennoch ein eher alberner Skandal: Bei laufender Vorstellung hatte ein Schauspieler einem Kritiker den Notizblock entrissen und ihn angezischt: Verpiss Dich! Beglückt entfachte die Journaille einen Sturm der Empörung gegen diesen schweren Angriff auf die Pressefreiheit. 2009 übernimmt Oliver Reese die Intendanz. Der Chefdramaturg des Deutschen Theaters in Berlin hatte am Erfolg des Berliner Hauses maßgeblichen Anteil.
Das Schauspiel Frankfurt

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Oper

Auf Erfolgskurs. Bereits dreimal ist die Oper Frankfurt in der jüngsten Vergangenheit von der Zeitschrift Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gekürt worden und ihr Intendant Bernd Loebe wurde obendrein auch noch als Dirigent des Jahres geehrt. Seinem Spielplan wird eine gelungene Mischung aus Klassikern, Raritäten, Operetten und Übernahmen bescheinigt. Dazu hat er offenbar ein glückliches Händchen mit Regisseuren und jungen Sängern, und er gilt als begnadeter Manager, der unter hohem Spardruck mehr auf die Bühne bringt als andere Häuser mit höherem Etat. Sein Ensemble bespielt mit einem Dutzend Premieren und 15-20 Wiederaufnahmen etwa 170 Vorstellungen im Jahr, dazu kommen Liederabende, außerordentliche Konzerte und Kinderveranstaltungen. Das schlägt sich auch bei den Abozahlen nieder. In nur 5 Jahren stiegen sie um 20 % auf 10.000. Für teuere Gastsänger und opulente Bühnenbilder reicht das Geld trotzdem nicht. Deshalb werden viele Neuinszenierungen zunächst auch nur konzertant aufgeführt. Doch sie treffen auf ein informiertes Publikum, das schon weiß, worum es geht. Denn oft geht den Premieren eine Matinee voraus, bei der das Werk in Auszügen vorgestellt und erläutert wird.
Die Oper Frankfurt

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EZB

Euro-Olymp. Jeden 1. Donnerstag im Monat gegen 9 Uhr füllt sich der Sitzungssaal C1 im 36. Stock des 143 m hohen Eurotowers. Dann setzen sich 12 Notenbankchefs und sechs Direktoriumsmitglieder der Europäischen Zentralbank an einen großen runden Tisch und beraten, wie sie den stabil halten. Etwa 1.000 Banker in den Büros darüber und darunter bereiten diese Treffen vor. Leider hieß der Turm schon vor dem Eurotower. Er hätte es verdient, nach ihm benannt zu werden. Denn allen Unkenrufen zum Trotz entwickelte sich der zum stabilsten internationalen Zahlungsmittel und zur zweiten Leitwährung. Damit endete ein Zustand, in dem die ganze Welt für die Risiken der amerikanischen Finanzpolitik haftete. Besichtigen kann man den Euro-Olymp nicht, dafür sind die Sicherheitsauflagen zu hoch. Aber wer sich ein Vierteljahr vorher anmeldet und eine Viertelstunde Terroristen-Check hinnimmt, kann sich bei einer 90minütigen Präsentation über die EZB informieren. Wenn die Bank demnächst ins Ostend umzieht, zieht wahrscheinlich auch das -Denkmal vor dem Haus mit. Dahinter lädt das glasüberkuppelte Living XXL ein. Mit rund 1.000 m² ist es eine der größten Bars Europas und eine beliebte Party-Location.
Die EZB

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Bahnhofsviertel

Heißes Pflaster. Frankfurt ist die deutsche Hauptstadt des Verbrechens, aber die Frankfurter fühlen sich sicher in ihrer Stadt und werfen der Statistik vor, ihnen auch die Vergehen von Pendlern und Fluggästen anzulasten. Als krimineller Brennpunkt gilt lediglich das Bahnhofsviertel mit seiner Mischung aus Sex-Wirtschaft, Spielhallen, Imbissküchen, exotischen Restaurants, Teestuben, Billig-Shops und Pfandleihen. Eine Hochburg des Straßenraubs, warnt die Polizei, aber niemand will sich fürchten es lockt das schnelle Vergnügen. Die Amüsierbetriebe sind eine Hinterlassenschaft der Amerikaner. Ein Dutzend Bordelle und noch mehr andere Sex-Geschäfte haben den Truppen-Abzug überlebt. Das hält die Mieten niedrig und zieht die sozial Schwächsten an. 80 % der Viertelsbewohner sind Ausländer die höchste Konzentration in Deutschlands Ausländer-Hauptstadt. Stadtplanung und Wirtschaft wollen das Quartier deshalb aufwerten und so die Ballung von Sozial- Problemen entflechten. Hauptentwicklungsachse ist die Kaiserstr.. Citynah glänzt der einstige Vorzeige-Boulevard bereits wieder. Bahnhofsnah bestimmen immer noch Armut und Verwahrlosung, Junkies, Alkoholiker und andere verlorene Menschen das Bild.
Das Bahnhofsviertel lexikalisch

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Commerzbank-Tower

Training für Bäume. 111-mal mussten sich die Bauleute 47 Meter tief in den Lehm unter der Stadt graben, um den Commerzbank-Koloss mit genauso vielen Betonsäulen auf festen Fels zu stellen. Sonst hätten sich seine 200.000 t von alleine in die Erde gebohrt und die umliegenden Häuser mitgerissen. Mit 258 m ist der Commerzbank- Turm Frankfurts höchster Wolkenkratzer. Zeitweise war er sogar der höchste in Europa, doch der 264 m hohe Triumph-Palace in Moskau hatte ihn schon bald eingeholt. Der 1997 auf dem Grundriss eines Dreiecks errichtete Bau misst 60 mal 60 mal 60 Meter und ist innen genauso gläsern wie außen, so dass das Tageslicht bis in die Mitte reicht. Überprüfen lässt sich das nicht, denn öffentlich zugänglich ist nur das riesige Plaza- Restaurant im Erdgeschoss. Das Highlight des Gebäudes, die neun hängenden, 14 m hohen und 36 m tiefen Himmelsgärten, sieht man aber auch von außen. Jede Himmelsrichtung ist anders bepflanzt: Im Osten blühen Magnolien und Rhododendren. Im Westen wachsen Ahorn- und Mammutbäume und im Süden stehen Korkeichen und Olivenbäume. Dabei sind die Bäume bis zu 100 Jahre alt und mussten erst ein mehrmonatiges Gewöhnungs-Training für ihr neues Zuhause absolvieren.
Der Commerzbank-Tower

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Maintower

Himmels-Schnäppchen. Mit 300.000 Gästen im Jahr gehört der 200 m hohe Main Tower seit 2000 zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten Mainhattans. Er ist zwar nur der vierthöchste Skyscraper der Stadt, dafür aber ihr gastfreundlichster. Nur ihm dürfen die Besucher aufs Dach steigen. Und wer sich dort satt gesehen hat, auf den wartet zwei Etagen tiefer ein Gourmet-Restaurant. Dort sitzt vielleicht gerade ein Talk-Gast des Hessischen Rundfunks, denn nebenan, im höchsten Fernsehstudio Europas, werden Sendungen wie Trends, Alle Wetter oder Hessenschau produziert. Nur Freitagvormittag müssen die TV-Leute raus. Dann wird das Studio zum Standesamt. 1.000 kostet das Ja in Frankfurts siebtem Himmel ein Schnäppchen, gemessen an dem, was das Durchschnitts-Paar nur 5 Jahre später für die Scheidung hinblättert. Die Landesbank Hessen-Thüringen legt ihr Geld besser an. Als Hauptnutzer des Turms kann sie es sich deshalb auch leisten, moderne Kunst zu sammeln. Im Foyer wird sie gezeigt, darunter die Frankfurter Treppe, ein riesiges Mosaik von Stephan Huber als Hommage an die berühmten Frankfurter des 20. Jh. und die Video-Installation The World of Appearances des Amerikaners Bill Viola.
Der Maintower

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Deutsche Bank

Wolkenspiele. Durch ihre weltweite Medienpräsenz wurden die 1984 fertiggestellten Doppeltürme der Deutschen Bank zu einem Symbol deutscher Wirtschafts- und Finanzkraft. Seit dem 11. September 2001 halten sich die Medien und die Bank selbst eher zurück mit der Darstellung von allzu viel Selbstbewusstsein und die stolze Metapher von den deutschen Twins wurde zum Tabu. Die Frankfurter nennen die 155 m hohen Zwillingstürme seither nur noch, wie sie wirklich heißen: Soll und Haben. Geplant waren sie eigentlich als Hotelbauten der amerikanischen Hyatt-Kette. Doch die Bank übernahm das Projekt bereits im Rohbau. Schon da war klar, dass die Türme nicht wie üblich transparent sein sollten, sondern mit verspiegelten Fassaden glänzen würden. Dadurch wirken sie bis heute je nach Wetterlage mal dunkel und fast monolithisch, mal edel silbern glänzend und mal freundlich in elegantes Blau getaucht. 2007 reagierte die Direktion auf die ungewisse Bedrohungslage und gab eine aufwändige Brandschutz- Sanierung der Türme in Auftrag. 2.000 Angestellte mussten dafür zwei Jahre ausziehen. Vor dem Eingang steht die 5 m hohe Skulptur Kontinuität. Das gedrehte Endlosband wurde aus einem Stück Granit gemeißelt.
Die Deutsche Bank

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Struwwelpeter-Museum

Kinderschreck. Das Struwwelpeter-Museum stellt den Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann als Kinderbuchautor, Psychiatrie-Reformer und Demokraten von 1848 vor. Es zeigt Struwwelpeter- Ausgaben und -Parodien neben anderen Büchern Hoffmanns und dazu Briefe, Zeichnungen, Skizzenbücher und Manuskripte aus seinem Nachlass. Der Struwwelpeter, mit dem Hoffmann 1844 berühmt wurde, war ursprünglich nur ein Weihnachtsgeschenk für den dreijährigen Sohn und der Vater stimmte einer Veröffentlichung auch nur in Weinlaune und gegen die Zusicherung von Anonymität zu. Neu an dem Buch war, dass es die Kinder ernst nahm. Hoffmann setzte weniger auf moralischen Druck, sondern sprach, wenn auch sehr drastisch, ihre Vernunft an. Der Schauder, den er damit erzeugte, wirkte und machte den Struwwelpeter populär. Er wurde 540 Mal verlegt, in 35 Sprachen übersetzt, vertont und verfilmt, adaptiert, persifliert und kritisiert trotzdem fasziniert er Eltern und Kinder immer noch. Sie können im Museum basteln und spielen oder mit dem Suppenkasper kochen. Der Verein, der das Haus betreibt, führt auch Hoffmanns Vermächtnis als Arzt fort. Mit Wohnprojekten, Werkstätten und offenen Treffs betreut er psychisch Kranke.
Das Struwwelpeter-Museum

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Goethe-Uni

Campus. Die Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe- Uni gehört zu den fünf größten Unis in Deutschland und ist seit 1914 eine Stiftungs- Uni. Da die meisten Stifter Juden waren, gab es keine eigenständige theologische Fakultät, denn Glaubensfragen wurden den Philosophen zugeordnet. Damit erschien Frankfurt als weltoffener und liberaler als die Unis in anderen Städten und das zog viele jüdische Studenten und Wissenschaftler an. Nach 1933 verlor Frankfurt deshalb doppelt so viele Akademiker wie andere deutsche Großstädte. Inzwischen gilt auch die zeitweilig diskreditierte Stiftungsidee wieder als modern. Die Uni ist damit eigenständig und kann Finanzierungsquellen nutzen, die ihr als staatliche Einrichtung verschlossen blieben. Ihren 100. Geburtstag will sie als Campus-Uni feiern und dafür die bisher noch verstreuten Institute an drei Standorten konzentrieren: die Medizin in Niederrad, die Naturwissenschaften in Riedberg und die Geisteswissenschaften im Westend. Das Prestigeprojekt im Westend wird das House of Finance, eine Denkfabrik der Finanz- und Geldtheorie. Der Gründungstandort der Uni in Bockenheim wird abgerissen und neu bebaut. Stehen bleiben soll nur das historische Hauptgebäude.
Uni Frankfurt

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Senckenberg-Museum

Gruseln und Staunen. Eine Anakonda, die gerade ein Wasserschwein verschlingt, indianische Schrumpfköpfe, Vogelspinnen beim Sex, eine ägyptische Kindermumie oder das Skelett der 25jährigen Äffin Lucy, die wahrscheinlich unser aller Oma ist das sind die Publikumsrenner des Naturkundemuseums Senckenberg. Die bereits 1821 gegründete Institution illustriert mit beeindruckenden Exponaten vier Milliarden Jahre Erdgeschichte und die Entwicklung des Lebens in all seiner Vielfalt. Als größtes deutsches Naturkundemuseum neben Berlin genießt das Senckenberg Weltruhm und ist deshalb am Wochenende oft überlaufen. Berühmt wurde es vor allem durch seine Saurier, die den Besucher schon vor dem Haus begrüßen. Dazu gibt es haushohe Riesenwale und Mammuts im Vergleich mit der Hummelfledermaus, die als kleinstes Säugetier der Welt gerade mal 2 g wiegt, oder ein 50 Millionen Jahre altes Pferdchen, das einem Erwachsenen gerade mal ans Knie reicht. Bei den Pflanzen kann man die größte Blüte der Welt mit 94 cm Durchmesser bestaunen und die Baum-Champions sieht man wenigstens auf dem Bild, denn die passen in kein Museum. Ähnlich reicht das Spektrum bei den Mineralien von bunten Edelsteinen bis zu Kometen.
Das Senckenberg

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Bockenheimer Warte

Tanzmeister. 20 Jahre lang war das Ballett Frankfurt unter dem US-Amerikaner William Forsythe Frankfurts künstlerisches Aushängeschild und weltbekannt. Dennoch glaubte die Stadt, sich den Choreographen und seine Truppe nicht mehr leisten zu können. Forsythe gründete daraufhin seine eigene Company und fand eine Finanzierung, nach der er nun Frankfurt, Dresden und Zürich gleichermaßen bespielen muss, viel auf Tourneen geht und nur noch gelegentlich in seinem Stammhaus, dem Bockenheimer Depot auftritt. Das war einst der Hauptbetriebshof der Frankfurter Straßenbahn. Zum Theater wurde es erst nach dem Brand der Oper 1987. Seitdem gehört das Depot zu den Städtischen Bühnen. Es war die letzte Spielstätte des legendären TAT und wird heute von der Oper und vom Schauspiel genutzt, wenn nicht gerade eine Gala oder eine Messe darin stattfinden. Der im Eingang zum U-Bahnhof Bockenheimer Warte abtauchende Waggon erinnert an die harten Auseinandersetzungen um die Stilllegung der Straßenbahn zugunsten des U-Bahn-Ausbaus in den 80er Jahren. Nach dem Auszug der Uni soll hier ein neues Quartier mit vielen Läden und Restaurants entstehen. Die Bockenheimer Warte wird auch das überleben, wie alles seit 1435.
Die Bockenheimer Warte

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Palmengarten

Tropicarium. Mit über 400.000 Besuchern im Jahr gehört der Palmengarten zu den bestbesuchten Botanischen Gärten Deutschlands und er ist mit 29 Hektar einer der größten. Sein Tropicarium zeigt verschiedene Vegetationszonen vom üppigen Regenwald über feuchtwarme Mangrovensümpfe bis hin zu Wüstenlandschaften mit riesigen Kakteen. Sehenswert ist auch das historische Palmenhaus. 52 m lang und 30 m breit, ohne tragende Säulen, ist es eines der größten in Europa. Neben einer Vielzahl von subtropischen Palmen finden sich hier Riesenstauden und Baumfarne. Von einem Hügel plätschert eine kleine Kaskade und darunter zeigen Aquarien die bunte Unterwasserwelt der Tropen. Im Freien liegen der Rosengarten, ein Steingarten, ein Rhododendrengarten, ein Heidegarten und eine Steppenwiese. Jüngste Errungenschaft ist das Subantarktishaus mit erstaunlich wenig blühenden Gewächsen. Gegründet wurde der Palmengarten 1868, nachdem Herzog Adolph von Nassau sein Herzogtum an die Preußen verloren hatte und seine Sammlung exotischer Pflanzen verkaufen musste. Der Frankfurter Gartenarchitekt Heinrich Siesmayer erkannte die Chance, legte mit Hilfe der Stadt den Garten an, baute das Palmenhaus und kaufte die Sammlung.
Der Palmengarten

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Botanischer Garten

Pflanzenkunde mit System. Die knapp 300 Teilnehmer des Bestimmungskurses am Botanischen Institut verbrauchen jeden Sommer etwa 35.000 Pflanzen. Auch dafür ist der Botanische Garten wichtig. Denn hier werden diese Pflanzen gezogen. Anders als der städtische Palmengarten, gehört er zur Universität und dient seit seiner Stiftung durch den Naturforscher Senckenberg vor über 200 Jahren der Forschung. Ursprünglich wurden im Botanischen Garten Ärzte, Chirurgen und Hebammen unterrichtet, heute nutzen ihn neben interessierten Laien vor allem die Biologen, Pharmazeuten und Lebensmittelchemiker. Der Eintritt ist frei. Da sich der Garten bis heute an seine Gründungsidee hält und auf die heimische Flora und verwandte Klimazonen beschränkt, ist er als Lehrgarten eine gute Ergänzung zu den exotischen Schau-Präsentationen nebenan. Über 5.000 beschilderte Arten von Freilandpflanzen werden in einer stimmungsvollen Naturlandschaft gezeigt. Sie sind zum einen geografisch nach typischen Standortbedingungen, etwa nach Wald- und Wiesenarten oder besonderen Landschaften geordnet und zum anderen nach Themenkomplexen wie bedrohte Arten, Kulturpflanzen, Arznei- und Gewürzpflanzen oder Zierpflanzen.
Der Botanische Garten

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Grüneburgpark

Oster-Spektakel. Seit 1837 war die Grüneburg der Sommersitz der Bankiers-Familie Rothschild. Das Loire-Schlösschen, das sie sich hier bauen ließ, wurde im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute wachsen Blumen auf dem Schlosshügel, denn die Stadt gestaltete das Anwesen zu einem beliebten öffentlichen Park mit drei Spielplätzen um. Seine Wiesen werden gerne für Ballspiele und zum Sonnen genutzt im Norden auch gerne nackt und noch lieber männlich nackt, denn hier treffen sich die Schwulen. Das benachbarte Wäldchen heißt deshalb auch Homowäldchen. Der achteckige Pavillon, der heute als Café dient, stammt aus einem Park in Bockenheim. Auf der anderen Seite des Wegs liegt seit 2005 der Koreanische Garten, das größte Geschenk, das ein Gastland der Buchmesse je der Stadt gemacht hat. Anstelle der kleinen orthodoxen Kirche mit den vier goldenen Kuppeln ein paar Schritte weiter stand noch bis in die 90er Jahre die Orangerie der Rothschilds. Die Kirche ist das religiöse Zentrum der Frankfurter Griechen und sonntags gut besucht. Zur höchsten orthodoxen Feier, der österlichen Mitternachtsmesse, treffen sich hier bis zu 5.000 Menschen, obwohl höchstens 300 in die Kirche hinein passen.
Der Grüneburgpark lexikalisch

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IG-Farben-Haus

Alzheimer. 1926 war die IG Farben die viertgrößte Firma der Welt und ihr Auftrag an den Architekten Hans Pölzig lautete, ein eisernes und steinernes Sinnbild deutscher kaufmännischer und wissenschaftlicher Arbeitskraft zu schaffen. Heraus kam ein Verwaltungsbau im Stil der Neuen Sachlichkeit, der bis in die 50er Jahre Maßstäbe setzte. Da war das Gebäude bereits das Hauptquartier der US-Army. Hier saß der Wirtschaftsrat der Bi-Zone, hier erging der Auftrag zur Erarbeitung des Grundgesetzes und hier explodierten seit 1972 mehrere RAF-Bomben. Als die Uni den Bau 2001 als Kernstück eines künftigen Campus im Grünen bezog, forderte ihr Präsident seine Reinwaschung von nationalsozialistischen Bezügen durch die Umbenennung in Hans-Pölzig-Ensemble. Doch den Studenten waren die noch funktionierenden Paternoster des Hauses wichtiger als die Waschzwänge ihres Präsidenten, so dass sein Vorschlag ins Leere lief. Früher stand an Stelle des IGFarben- Hauses die Städtische Irrenanstalt, die von Struwwelpeter-Autor Heinrich Hoffman geleitet wurde und den Arzt Alois Alzheimer beschäftigte. Der entdeckte hier an der Patientin Auguste Deter die nach ihm benannte Demenz Morbus Alzheimer.
Das IG-Farben-Haus

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Häuserkampf

Widerstand. Als Ersatzhauptstadt geriet Frankfurt in den 60er Jahren zunehmend unter Druck. Citynahes Bauland bot nur noch das Westend, ein heruntergekommenes Nobelviertel, aus dem Investoren und Stadtplaner in nur vier Jahren die Hälfte der Bewohner vertrieben, um die Villen abreißen und die Grundstücke verkaufen zu können. Dagegen formierte sich 1969 erstmals eine Bürgerinitiative, die den Stopp der Vertreibung, den Erhalt der Villen und die Mischnutzung des Viertels forderte. Parallel dazu wurden ab 1970 viele der entmieteten Häuser besetzt und gegen Räumungen in Straßenschlachten verteidigt. Wortführer der Hausbesetzer waren die späteren Grünen-Politiker Joschka Fischer und Daniel Cohn Bendit. Für die Immobilienhaie tat sich besonders der spätere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignaz Bubis, hervor. In Die Stadt, der Müll und der Tod, setzte sich Rainer Werner Fassbinder damit auseinander. Doch das Stück wurde nie wieder aufgeführt, nachdem die jüdische Gemeinde Bubis darin zu erkennen glaubte und Fassbinder Antisemitismus vorwarf. Frankfurt wurde nicht nur zum Vorbild aller späteren Hausbesetzungen, sondern auch zum Vorreiter der Bürgerbeteiligung bei Stadtplanungsprozessen.
Der Frankfurter Häuserkampf

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Westend-Synagoge

Dorf im Umbruch. Im Stiberl diskutieren zwei Talmudschüler. Eine Straße weiter bespricht ein Vater mit dem Rabbi die Beschneidung seines Jungen. Zur gleichen Zeit füllt ein Händler auf der Hanauer seine Regale mit Matze auf, im Interconti wird ein koscherer Abend vorbereitet, im jüdischen Altenzentrum tagt ein Kaffeekränzchen und eine junge jüdische Weißrussin kämpft mit den Ämtern. Dazu erscheinen vier jüdische Zeitungen, mehrere jüdische Großorganisationen sorgen für Jobs und die Fußballer des TuS Makkabi verlieren gerade wieder einmal. So bunt ist das Leben im jüdischen 7.000- Seelen-Dorf Frankfurt. Und doch kann von Idylle keine Rede sein. Denn die Gemeinde ist gespalten: in Deutsche und Russen sowie in Liberale, Orthodoxe und Säkulare. Die einen feiern am 8. Mai ihren Sieg, die anderen trauern am 9. November um ihre Opfer. Die dritten wollen niemals Deutsche werden und die vierten wollen nichts schneller und lieber. In der Synagoge sollen die Frauen auf die Empore, aber gleichzeitig auch unten bei den Männern sein und drei Parteien wollen Gottes Wort auf hebräisch, deutsch und russisch hören. All das muss in der Westendsynagoge als Frankfurts Hauptsynagoge ausgeglichen werden.
Die Westenend-Synagoge

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Snack Point

Chili-Contest. Frankfurts kultigste Imbissbude ist der Snack-Point im Frankfurter Westend. Neben flotten Sprüchen von Chef Lars Obendorfer gibt es dort die schärfste Currywurst der Welt oder auch die Best Worscht in town. Während Sterneköche nach dem zarten Kick beim Essen suchen, hat sie Obendorfer mit einer nicht mehr zu toppenden Extremerfahrung längst überholt. Mit seinen acht verschiedenen Soßen in fünf frei wählbaren Schärfegraden garantiert er seinen Gästen Bungee-Jumping für den Gaumen. Dabei wird die von leicht würzig bis zu tausend Mal schärfer als Tabasco reichende Schärfe von einem Brennometer angezeigt. Ab Stufe vier (D) muss sich der Kunde übrigens als volljährig ausweisen und bei seinen alljährlichen Chili-Contests besteht Obendorfer sogar auf einem Haftungsausschluss. Denn manche Wettkämpfer überschätzen sich und kippen dann um. Die Vernünftigeren geben vorher auf, so dass die best Worscht vor allem ein Gaudi ist. Es gibt viele Tränen in hochroten, nach Luft schnappenden Gesichtern und noch mehr Gelächter. Der Andrang ist deshalb groß. Obwohl der Spaß nicht billig ist, muss man mittags bis zu 45 Minuten warten. Dafür brennt es dann zu Hause noch einmal.
Snack Point

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Alte Oper

Dynamit-Rudi. Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben, soll Kaiser Wilhelm I. zur Eröffnung der neuen Oper in Frankfurt 1880 gesagt haben eine Anspielung darauf, dass sich die geplanten Kosten während des Baus verdreifacht hatten. In diesem Sinne reimte auch der Lokal- Poet Adolf Stoltze auf die Inschrift am Dachfries: Dem Wahren, Schönen, Guten und die Bürgerschaft muss bluten. Vorbild der Alten Oper ist unverkennbar die Dresdner Semper-Oper und genau wie diese wurde sie im Krieg völlig zerstört. Bereits 1952 regten sich die ersten Initiativen zum Wiederaufbau der Schönsten Ruine Deutschlands. Doch bis dafür die größte Spendenaktion der damaligen Republik anlief, vergingen weitere 12 Jahre. Dummerweise ließ ausgerechnet da der amtierende Oberbürgermeister Rudi Arndt fallen, er könne sich eine Lösung des Problems auch mit ein wenig Dynamit vorstellen. Obwohl sonst recht populär, wurde Dynamit- Rudi daraufhin nicht wiedergewählt. Da die Oper bereits 1951 an das Schauspielhaus umgezogen war, wurde die Alte Oper 1982 lediglich als Konzert- und Kongress-Saal wieder eröffnet. Der Verband der Musikverleger attestierte ihr jüngst: Das beste Konzertprogramm des Jahres.
Die Alte Oper

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Fressgass

Nur ohne Dutt. Die Fressgass ist Frankfurts kulinarische Flaniermeile. Dicht an dicht drängen sich hier die Feinkostläden, Restaurants und Cafés. Das üppige Angebot hat bei Mieten von bis zu 185 pro m² allerdings auch seinen Preis. Doch das hält die Angestellten der umliegenden Banken und Büros, die Opern- und Theaterbesucher oder die Shopper von der Zeil nicht davon ab, hier einzukehren. Der wenig vornehme, dafür um so prägnantere Name Fressgass kam bereits um 1900 auf. Schon damals konzentrierten sich in der Kalbächer Gasse und der Großen Bockenheimer die Fresstempel. In den Goldenen Zwanzigern kaufte auch die Baronin Mathilde von Rothschild hier ein und man erzählte sich, sie sei so sparsam gewesen, dass sie die Champignons nur ohne Dutt (Tüte) abwiegen ließ. Damals war die Straße nur 8 m breit. Erst nach dem Krieg wurde sie für den Autoverkehr auf ihr heutiges Maß gebracht. Doch das erwies sich schnell als Fehlplanung, so dass sie 1977 zur platanenbestandenen Fußgängerzone mit Marmorstreifen für die Außensitze der Lokale umgestaltet wurde. Wenig später trat eine Satzung in Kraft, die die alteingesessenen Geschäfte vor der Verdrängung durch die Filialen großer Ketten schützt.
Die Fressgass

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Jazzkeller

Jazz-Hauptstadt. Der Aufstieg Frankfurts zur deutschen Jazzhauptstadt begann schon in den 20er Jahren. Dafür steht die Jazzklasse des Hochschen Konservatoriums, die wahrscheinlich die erste systematische Jazz-Ausbildung der Welt bot. Die Begeisterung der kleinen Swing-Szene war so groß, dass sie sogar die Verbote der Nazis ignorierte und 1941 den Frankfurt Hot Club gründete. Eben noch verfolgt, hatten die Jazzer 1945 plötzlich freie Bahn und mit der Konzentration der Amerikaner in und um Frankfurt das ideale Publikum. Eine Woche nach dem Waffenstillstand holte sich der Trompeter Carlo Bohländer die Erlaubnis für das erste Jazzkonzert, 1951 fand hier das erste und damit heute älteste Jazzfestival der Welt statt und ein Jahr später eröffnete in einem Ruinenkeller an der Fressgass der legendäre Jazzkeller. Dort spielte und sang alles, was damals in der Szene einen Namen hatte. Wer hier auftreten durfte, hatte es geschafft. Bis heute ist der Jazzkeller Frankfurts erste Jazz- Adresse. Kein anderer Club in Europa hielt am selben Ort länger durch. Einen guten Ruf hat inzwischen auch das Mampf im Ostend, doch daneben gibt es noch ein Dutzend weiterer Lokale mit regelmäßigen Jazz-Konzerten.
Der Jazzkeller

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