Spaziergang Altstadt
Hohenzollernbrücke: Eine der meistbefahrenen deutschen Eisenbahnbrücken.
Alpine Unkrautzupfer Als erste feste Rheinquerung zwischen Basel und den Niederlanden seit der Antike machte erst die neue Dombrücke den Dom zum echten Nationalsymbol. Denn sie ließ die moderne Eisenbahn direkt auf den mittelalterlichen Hochaltar zufahren und verband so die Vergangenheit mit der Zukunft. Das jedenfalls war die Idee von König Friedrich Wilhelm IV., als er 1855 den Standort der Brücke bestimmte und wenig später bei der Grundsteinlegung dieselbe Kelle und denselben Hammer benutzte, wie 13 Jahre zuvor schon beim gleichen Akt für die Domvollendung. Was aus dieser rückwärtsgewandten Vision wurde, wissen am besten die vier Reiter an den Brückenköpfen, die als Preußens letzte Herrscher die Monarchie zu Grabe trugen. Die erste Gitterkasten-Konstruktion, die wegen ihrer Schließtore auch Mausefalle hieß, war bald zu eng für den wachsenden Verkehr. Deshalb wich sie 1911 der neunbogigen Hohenzollernbrücke, die bis heute als meist befahrene deutsche Eisenbahnbrücke gilt und als viel bestiegener Kletter-Gipfel. Denn seit der Stadtkonservator die Portale und Pfeiler frei gab, trainieren hier die Alpinisten mit der strengen Auflage, unterwegs in Fugen und Ritzen Unkraut zu zupfen.
Die Hohenzollernbrücke
Kölner Philharmonie: Weltberühmter Saal mit 400 Konzerten aller Art im Jahr.
Frauenjäger In Köln bezahlt die Stadt Männer, die Frauen in Stöckelschuhen jagen. Nicht immer und überall, aber jedes Mal, wenn in der Philharmonie ein Konzert gegeben wird. Und wer weiß das schon. Die Architekten und Akustiker des amphitheaterähnlichen Konzert-Saals unter dem Heinrich-Böll-Platz hatten sich Mitte der 1980er Jahre viel Mühe gegeben, die Sichtund Hörbedingungen für die maximal 2.000 Besucher optimal zu gestalten. Und noch mehr hatten sie sich ins Zeug gelegt, um die unterirdische Konzertmuschel gegen donnernde Eisenbahnzüge, tuckernde Rheinschiffe und lärmende Autotunnel abzuschirmen. Sie hatten den ganzen, mit Technik vollgestopften Saal in eine doppelwandige Badewanne aus Beton gestellt und diese Badewanne sogar noch mit Grundwasser geflutet, damit nicht ein Tönchen von draußen nach drinnen dringt. Und dann genügte der zarte Auftritt einer einzelnen Dame mit Pfennigabsätzen oben auf dem Böll-Platz, um die Musiker unten aus dem Konzept zu bringen, nicht zu reden vom Sprung eines Skateboarders, der ein ganzes Orchester erstarren ließ. Eine schalldämmende Nachrüstung des Saales war der Stadt bisher zu teuer. Billiger ist ein Wachdienst, der den Platz darüber absperrt.
Kölner Philharmonie
Museum Ludwig: Klassiker der Moderne, Picassos, Pop Art und Gegenwartskunst.
Sanfte Gewalt Die Schenkung von 350 Werken der russischen Avantgarde und der amerikanischen Popart durch das Industriellen-Ehepaar Ludwig an die Stadt Köln führte 1976 zur Gründung des ersten Kölner Museums der Moderne. Den Grundstock dafür hatten bereits das Wallraf- Richartz-Museum und der Jurist Joseph Haubrich gelegt, der seine zuvor als entartet geltenden Expressionisten 1946 ebenfalls der Stadt übereignet hatte. Gemeinsam bezogen das Wallraf-Museum und das Museum Ludwig 1986 den umstrittenen Neubau des Architekten Peter Bussmann. Doch das Wallraf-Museum musste 1994 schon wieder ausziehen, weil die Ludwigs der Stadt noch 90 Picassos schenken wollten. Damit fiel der aus Steuermitteln errichtete und öffentlich betriebene Bau komplett an die Ludwigs. Bei seiner Wiedereröffnung 2001 bedankten sie sich dafür mit der Schenkung von 774 weiteren Picassos. Neben der größten Popart-Sammlung außerhalb Amerikas verfügt das Museum damit über die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt und ist mit seinen Kollektionen zur Fotografie und Videokunst eines der bedeutendsten deutschen Moderne- Museen. Der durch die Schenkungen erzwungene Neubau von Museen wurde von heftigen Sozialprotesten begleitet.
Museum Ludwig
Römisch-Germanisches Museum: Auf den Spuren von Kelten Ubiern, Römern und Franken.
Teufelswerk Das beim Bau eines Luftschutzbunkers 1941 entdeckte Dionysos-Mosaik aus dem 3. Jh. bot 1967 den Anlass, darüber das Römisch- Germanische Museum zu errichten. Es ist etwa so groß wie die Villa, die sich einst über dem Mosaik erhob und schildert das Leben in Köln von der Frühgeschichte über die Römer bis zu den Franken. Bis heute ist das Mosaik die Hauptattraktion des Hauses. Es besteht aus 1,5 Millionen Steinchen und illustriert auf 75 m2 in 32 Bildern die weintrunkenen Freuden des Dionysoskults. Dass man dies neben dem zweiten Highlight, dem gewaltigen Grabmal des Poblicius, durch große Fenster schon von der Straße aus sieht, beschert dem ansonsten architektonisch sehr umstrittenen Bau mehr Besucher als anderen deutschen Altertumsmuseen. Südlich hinter dem Haus künden Teile der enorm holprigen römischen Hafenstraße, des römischen Abwasserkanals und der Stadtmauer sowie ein Brunnen, der sich aus 100 km entfernten Quellen speiste, von ingenieurtechnischen Leistungen der Römer, die oft erst im 19. Jh. wieder erreicht wurden. Da die Menschen des Mittelalters den Sinn dieser Bauten oft nicht mehr verstanden, hielten sie sie für Teufelszeug und umgaben sie mit dunklen Legenden.
Das Römisch-Germanische Museum
Heinzelmännchenbrunnen: Die Neugier einer Schneiderin vertreibt fleißige Wichtel.
Schädelspalter Die meisten Nichtkölner begegnen der Stadt wahrscheinlich das erste Mal in der Geschichte von den Heinzelmännchen, die den Kölnern die Arbeit abnahmen, bis ihnen eine Schneidersfrau nachspionierte und sie mit Erbsen zu Fall brachte, sodass sie nie wieder kamen. Du sollst Dein Glück nicht versuchen, vielleicht ist das die Moral der Geschichte oder sie ist ein Gleichnis auf das Ende der guten alten Zeit mit der neuen Gewerbefreiheit ab 1815. Oder der Dichter August Kopisch, ein preußischer Beamter, wollte sich über die Kölsche Gemütlichkeit lustig machen, die die Düsseldorfer sogar für Faulheit halten. Wie auch immer. Köln stiftete dem Heinzelmännchen-Erfinder 1899 zu seinem 100. Geburtstag den Heinzelmännchenbrunnen. Dahinter lädt seit 1904 das Traditions- Brauhaus Früh am Dom ein. Über seinem Eingang erinnert ein Relief an Petrus von Mailand, einen Ketzer, der später zum Inquisitor wurde und die eigenen Genossen jagte, bis sie ihn umbrachten. Wahrscheinlich erinnerte das Schwert, dass ihm dabei durch den Schädel fuhr, die Kölner Brauer an die Spätfolgen ihres Biers. Denn sie erhoben den Ermordeten zu ihrem Schutzpatron, nachdem ihn der Papst zum Märtyrer erklärt hatte.
Der Heinzelmännchenbrunnen
Senftöpfchen: Kölns "verrücktestes" Theater mit Kabarett, Comedy, Kleinkunst und Musik.
Scharfe Sache Köln hatte zwar sieben Theater aber kein Kabarett, als das Ehepaar Kassen 1959 den Deckel seines Senftöpfchens lüftete. Fred Kassen hatte bereits bei den Comedian Harmonists gespielt und 1953 die Münchener Lach- und Schießgesellschaft mit begründet, während Alexandra Kassen zunächst nur durch ihre bunten Hütchen auffiel. Doch das änderte sich, als Fred 1972 starb. Da übernahm sie die Leitung und setzte vor allem auf junge Talente, darunter auf einen Alfred Biolek, der hier 1975 seine erste Livetalkshow startete und sich dafür fast alles auf das Sofa holte, was Rang und Namen hatte. Wie für Biolek wurde das Senftöpfchen auch für andere zum Sprungbrett, sodass sich die Gästeliste wie das Who is who? des bundesdeutschen Showbusiness liest. Und der Senf schmeckt bis heute. Weniger bekannt ist die Artothek ein paar Schritte weiter, eine öffentliche Bibliothek internationaler Gegenwartskunst. Für 6,00 Euro kann man sich die Bilder zehn Wochen lang ausleihen und sie sich zu Hause über das Sofa oder im Büro über den Schreibtisch hängen. Die Einrichtung lebt von der engen Beziehung zu ihren Künstlern und präsentiert sie deshalb auch in eigenen Ausstellungen und Performances.
Das Senftöpfchen
Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt: Mit 14 Fahrgastschiffen der "Platzhirsch" auf dem Rhein.
Köln gemütlich Zum klassischen Köln-Besuch gehört seit Mitte des 19. Jh. eine Schiffstour auf dem Rhein. Schon damals lag das Geschäft in den Händen der Köln-Düsseldorfer, die sich heute als älteste Aktiengesellschaft Deutschlands und Reederei mit den meisten Schiffen der Welt bezeichnet wenigstens historisch betrachtet. Ganz heutig betrachtet hat sie nur noch 14 Schiffe, ist aber auch damit immer noch der unangefochtene Marktführer auf dem Rhein. Neben einstündigen Panoramafahrten mit Stadtbilderklärung bietet sie Tagesausflüge zum Weltkulturerbe Mittelrhein mit Loreley und Deutschem Eck und dazu abends allerlei Event-Kultur. Dabei ist es Tradition, die Fahrgäste immer mal wieder mit besonderen Schiffen zu überraschen. Dazu zählten in der Vergangenheit die einzigen Tragflügelboote auf dem Rhein oder die dem gleichnamigen Raumschiff nachempfundene Enterprise. Derzeit betreibt die KD mit der Goethe den einzigen Schaufelraddampfer auf dem Fluss und dazu einen Katamaran, von dem sogar schon der Papst predigte. Die Anlegestellen der KD befinden sich an der Frankenwerft. Alternativ dazu bieten unterhalb und oberhalb der Hohenzollernbrücke auch kleinere Reedereien Stadtrundfahrten an.
Die Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt
Fischmarkt: Wo einst der Handel florierte, bummeln heute Touristen.
König Kunde Jahrhunderte lang war das Rheinufer als Warenumschlagplatz mit Kais und Kränen, Handels- und Lagerhäusern, Öl- und Getreidemühlen, Hotels und Gasthäusern das Herz der Kölner Wirtschaft. Heute ist es mit seinen vielen Kneipen und Cafés sowie den Anlegestellen der Köln-Düsseldorfer nur noch das Herz des Kölner Tourismus. Fisch spielte durch die vielen Fastentage im katholischen Köln schon immer eine große Rolle. Daran erinnert der Fischmarkt. Dort wo heute der Fischbrunnen steht, stand früher der Pranger. Um ihn scharten sich die Fischweiber, um wegen des Gestanks möglichst Abstand zu den Häusern zu halten. Als Fischkaufhaus wurde im 16. Jh auch das benachbarte Stapelhaus gebaut. Sein heutiger Name erinnert an Kölns Stapelrecht von 1259 bis 1831. Das fußte darauf, dass die Waren in Köln auf kleinere Schiffe umgeladen werden mussten, weil ab hier für die großen das Wasser zu flach wurde. Die Kölner nutzten diese Not, um sich Vorkaufs-, Prüf- und Kennzeichnungsrechte zu sichern, mit denen sie bequem reich und ihre Stadt zur Handelsmetropole wurde. Und dieser Handel prägte die kölsche Mentalität mit ihrem Hang zum Ausgleichen, Vermitteln und Gewährenlassen bis in die Sprache.
Der Fischmarkt
Martinsviertel, Altsstadt: Das heutige Martinsviertel sieht viel älter aus als es wirklich ist.
Geliftete Tradition Nach dem Dom ist das Martinsviertel Kölns beliebteste Attraktion. Denn seine malerischen Gassen und Plätze locken mit unzähligen Cafés, Brauhäusern, Restaurants und Läden. Obwohl das Viertel auch Altstadt heißt, ist hier kaum noch etwas alt. Die meisten Häuser sind Neubauten aus den 30er Jahren, die für die Illusion einer gemütlichen Traditionsinsel den alten Fluchten folgen und alte Bauformen imitieren, weil die echte alte Bebauung sehr ungemütlich war. Sie blockierte vielmehr jede Entwicklung und trieb das Viertel in Armut, Prostitution und Kriminalität. Daran erinnert der Siegfried an der Ecke Lintgasse/Buttermarkt. Er steht für den Sieg der Ordnung über die Anarchie und das Verbrechen. Einige wenige Originalbauten gibt es noch in der Salz- und in der Lintgasse sowie am Alter Markt und am Buttermarkt. Dazu kommen überall architektonische Zitate wie die Grinköpfe, augenlose Fratzen ohne Unterkiefer, die einst Kranbalken aufnahmen, an denen Lasten in den Keller gehievt wurden. Fast original ist auch das Haus zum Walfisch, Salzgasse 13. Es wurde 1935 aus der Tipsgasse hierher umgesetzt und ist heute für seine riesigen Kölschtürme zum Selberzapfen bekannt.
Das Martinsviertel
Willi Ostermann: Ehrung für einen populären Volksdichter, Sänger und Karnevals-Komponisten.
Ich möocht zu Foß no Kölle jon Wenn ich so an ming Heimat denk/ un sin dr Dom so vör mer ston, /möocht ich direk op Heim anschwenke/ ich möocht zu Foß no Kölle jon. Das ist der Refrain eines Liedes, das durch das Heimweh nach Köln der Soldaten im II. Weltkrieg zur inoffiziellen Stadthymne wurde. Es stammt aus der Feder des Volksdichters und Sängers Willi Ostermann (1876-1936), dem die Stadt über 100, bis heute gesungene Heimat- und Karnevalslieder, Couplets und Krätzjen verdankt. Dabei sind die Krätzjen eine rheinische Besonderheit. Mit wenig Begleitung und langsam vorgetragen, erzählen sie meistens witzig und bissig von Herz, Schmerz und anderen Leidenschaften. Aber Ostermann erkannte auch die Chancen des Grammophons, sang dafür hochdeutsch und wurde einer der ersten deutschen Schlagerstars. Als er 1936 starb und auf dem Promi-Friedhof Melaten beigesetzt wurde, erwiesen ihm die Kölner zu Zehntausenden die letzte Ehre. Wenig später ließ ihm ein Freund aus den Erlösen seiner letzten Platte einen Brunnen mit Figuren aus seinen Liedern bauen. Auf dieser letzten Platte war sein Heimweh-Lied. Ostermann lag bereits im Sterben, als er den Text dafür schrieb. Es wurde sein größter Erfolg.
Willi Ostermann
Tünnes un Schäl: Witzfiguren, die noch ganz ohne Medienrummel berühmt wurden.
Tünnes und Schäl dürften die populärsten Kölner sein, die als Propagandisten des rheinischen Frohsinns auch ohne Medienrummel berühmt wurden. Denn überall, wo deutsch gesprochen wird, treten sie als Witzfiguren auf. Dass sie ursprünglich Stockpuppen aus dem 200 Jahre alten Hänneschen-Theater sind, weiß man außerhalb des Rheinlands oft gar nicht mehr. Tünnes, ein kleiner, dicker, knollennasiger Kerl im derben Kittel steht schon seit jeher für den ehrlichen, gutmütigen und bauernschlauen Zuzügler vom Lande. Der lange, dünne und schielende Schäl trägt dagegen immer Frack. Er vertritt den arroganten und auf seinen Vorteil bedachten Städter und ist ´ne fiese Möpp und dazu ein Grielächer ein Zyniker, den anderer Leute Nöte nur noch als Karnevals-Spaß interessieren. Dennoch ist der vermeintlich gewitzte Schäl dem harmlosen Tünnes nie wirklich überlegen. Dass er dies dennoch immer wieder zu beweisen versucht, speist den nie versiegenden Witz ihrer Gespräche. Die Kölner lieben beide und halten sie für den Inbegriff ihrer widersprüchlichen kölschen Eigenart. Tünnes bronzene Knollennase bringt zudem noch Glück jedenfalls behaupten das die Fremdenführer deshalb glänzt sie so golden.
Tünnes und Schäl als Figuren des Hänneschen-Theaters
Schmitz-Säule: Treffpunkt für glutäugige Römer und blonde Ubierinnen.
Antike Rendezvous Die 4,50 m hohe Schmitz- Säule geht auf Kölns Oberkallendresser, den Architekten Jupp Engels zurück. Diesen Titel hatte Engels sich selbst zugelegt, nachdem er den im Krieg verschollenen Dachrinnenscheißer am Alter Markt wieder zum Leben erweckt hatte. Altes mit Witz wieder zu beleben, war wohl auch das Motiv für die Schmitz-Säule. Ihr Material stammt aus dem römischen Hafen und das ließ die Steine geeignet erscheinen, damit die vielen Kölner namens Schmitz zu ehren. Denn allein deren Anzahl spricht dafür, dass die Schmitze als direkte Nachfahren glutäugiger römischer Legionäre und blonder germanischer Ubierinnen den Urtyp des Kölners repräsentieren. Und nach Engels´ gründlichen Forschungen wurde die Geburt dieser Urtypen genau hier vorbereitet. Denn der Platz, auf dem heute die Säule steht, war vor 2.000 Jahren eine Insel und die war so romantisch, dass sich alle Verliebten darauf trafen ein bedeutsamer Fakt, der meteorologisch und weltgeschichtlich eingeordnet werden muss. Und deshalb zeigt die Säule nicht nur herausragende Hochwasserstände an. Sie vermerkt auch, dass Neil Armstrong, als er 1969 den Mond betrat, von dieser Säule genau 389.994,1 km entfernt war.
Die Kölner Schmitze und die Schmitz-Säule
Groß St. Martin: Jahrhunderte lang die alles überragende Krone Kölns.
Fußbad für St. Martin Bis weit in das 19. Jh. hinein war Groß St. Martin (im Unterschied zu Klein St. Martin an der Deutzer Brücke) das, was heute der Dom ist die alles überragende Dominante in der Stadtsilhouhette und Kölns Wahrzeichen. Das umliegende Viertel heißt noch immer nach dem imposanten spätromanischen Bau. Sehenswert ist er vor allem wegen der reichen Gliederung seines Vierungsturms im Kontrast zur Nüchternheit seines Innenraums als Folge der totalen Kriegszerstörung. Erst 1985 wurde die Kirche wieder geweiht und den Kölner Latinos übergeben, denn die alte Gemeinde hatte sich inzwischen aufgelöst. Bei Grabungen für den Wiederaufbau war man auf römische Lagerhallen und eine noch ältere römische Sportarena mit Schwimmbad gestoßen. Die Historiker vermuten, dass auf den Fundamenten dieser Römerbauten vielleicht schon im 7. Jh. eine St. Martins-Kirche stand, weil der Heilige zu dieser Zeit besonders verehrt wurde. Bis heute führt er am Martinstag (11.11.) hoch zu Ross als römischer Ritter einen langen Kinderfackelzug vom Dom hierher. Vor der Kirche wird dann ein Feuer angezündet, die Kinder singen Martinslieder und sie bekommen einen Weckmann (geformtes Milchbrötchen).
Groß St. Martin
Alter Markt: Gaffelhaus und Reitergeneral, Kallendrisser und Platzjabbeck.
Kölscher Tiefsinn Der Alter Markt ist Kölns erster Versammlungs- und Vergnügungsort. Früher wurde hier gehandelt, tourniert, geköpft und gehängt oder auch der Kaiser empfangen. Heute feiern am selben Ort die Schwulen ihren CSD, die Gewerkschaften ihren 1. Mai und die Tierschützer den Tierschutz, wenn nicht gerade irgend ein Markt stattfindet. Vor allem aber wird hier am 11.11. 11.11 Uhr der Karneval und am Wieverfastelovend der Straßenkarneval eröffnet. Dafür steht der Jan-von-Werth-Brunnen als Erinnerung an einen Reitergeneral des 30jährigen Kriegs, der über ein Volkslied zum Karnevalshelden wurde. In diesem Lied blitzt der Knecht Jan bei Griet ab, weil er ihr zu arm ist und als er viele Jahre später reich wieder heimkehrt, sagt er zu ihr Wer et het jedonn und sie antwortet: Wer et het jewoß, was sich mit hinterher ist man immer schlauer übersetzen lässt, aber viel tiefsinniger klingt. Vom Platzjabbek unter der Ratsturmuhr, der immer zur vollen Stunde seine Zunge heraus streckt und dem kleinen Kallendrisser (Regenrinnenscheißer) gegenüber am Haus Nummer 24 weiß man dagegen fast gar nichts verbindlich, und das lässt Platz für jede Menge populärer Geschichten und Legenden.
Der Alter Markt
Prätorium: Kölns Machtzentrum seit 2.000 Jahren am selben Ort.
Machtzentrum Das Faszinierende an den Ausgrabungen unter dem Rathausplatz ist, dass sie ein magisches Kraftfeld zu belegen scheinen. Denn von hier aus wurde Köln bis heute fast 2000 Jahre lang regiert. Den Anfang machten die Römer im 1. Jh. n. Chr. mit ihrem Prätorium als Sitz des Statthalters für Niedergermanien. Er war Stellvertreter des Kaisers, Kommandeur der Rheinflotte, Chef der Verwaltung, der Polizei und der Justiz. Nachdem die Römer abgezogen waren, nutzten fränkische Kleinkönige den Bau als Regierungssitz, bis er verfiel und am selben Ort im 12. Jh., nur etwas verrückt, das Rathaus entstand. Die Ausstellung unter dem Spanischen Bau illustriert anhand von Gebäudemodellen und Fundstücken die Entwicklung des Statthalter-Palastes. Darunter finden sich auch Ziegel mit Legionsstempeln, die zeigen, dass die Soldaten in Friedenszeiten zu ganz normalen Arbeiten eingesetzt wurden wahrscheinlich auch zum Ausbau der vier großen römischen Abwasserkanäle. Einen dieser später sogar noch als Luftschutzkeller genutzten Kanäle kann man am Eingang des Prätoriums besichtigen. Er wird von einem neuzeitlichen Abwasserkanal unterschnitten, in den man durch ein Fenster ebenfalls hineinsehen kann.
Das Prätorium
Rathaus: Der Turm ist ein Bilderbuch mit 124 Promis aus 2.000 Jahren.
Legendäre Promis Schon 1135 hatten Kölns Patrizier als erste im Reich ein Haus der Bürger. Die Legende vom Bürgermeisters Gryn, der die Löwen des Erzbischofs besiegte, illustriert die Kämpfe, die das kostete. Erst die Schlacht bei Worringen 1288 brachte Köln wirklich die Freiheit, sodass es sich ein richtiges Rathaus bauen konnte. Dessen ältester Teil ist der Hansasaal, in dem die Hanse 1367 Dänemark den Krieg erklärte und ihren Aufstieg begründete. 1396 hatten auch die Patrizier ausgedient. Sie wurden von den Gaffeln (Zünften) gestürzt, die sich die erste deutsche Verfassung gaben und zum Zeichen ihres Sieges den Ratsturm als höchstes Gebäude der Stadt errichteten. Ihn zieren 124 Figuren aus Kölns Geschichte von Kaiserin Agrippina bis zu Heinrich Böll. Die lustigste ist die des Dombauers Konrad von Hochstaden mit dem nacktarschigen Kölner Spiegel. Erst im 16. Jh. entstand die Renaissance-Ratslaube mit der besagten Löwen-Kampfszene für die Verkündung der Ratsbeschlüsse. Der Spanische Bau schräg gegenüber erinnert an ein Treffen der katholischen Liga im 30jährigen Krieg. An seiner Ecke hängt das Programm für die Melodien, die das Ratsturm-Glockenspiel immer um 12 und 17 Uhr spielt.
Das Rathaus
Mikwe: Mittelalterliches Ritualbad bezeugt das "Jerusalem am Rhein".
Jerusalem am Rhein Bereits in der Römerzeit gab es in Köln Juden. Wie überall im Reich wurden sie auch hier diskriminiert und zugleich privilegiert. Da der Erzbischof immer wieder auf ihr Geld und ihre Kontakte angewiesen war, standen sie unter seinem besonderen Schutz, sodass sie auch die Kreuzzüge einigermaßen überstanden und mit 800 Seelen zur mächtigsten und einflussreichsten Gemeinde im ganzen Reich heranwuchsen. Für ihre Stellung in der Stadt sprach die Lage ihres Viertels direkt neben dem Rathaus und ihre Aufnahme in das Bürgerrecht 1321. Doch daraus erwuchs den Christen auch eine neue Konkurrenz, die sie gerne wieder los gewesen wären. Im Pestjahr 1349 bot sich die Gelegenheit dazu. Da die Juden reinlicher waren als die Christen, erkrankten sie weniger und man warf ihnen vor, die Brunnen zu vergiften. Als der Pöbel gegen ihr Viertel losbrach, die Bewohner erschlug und die Häuser niederbrannte, blieb der Stadtrat, der sie hätte schützen müssen, untätig. Heute erinnert außer den dunkel nachgepflasterten Grundrissen der früheren Juden-Häuser auf dem Rathausplatz nur noch die Mikwe, ein rituelles Reinigungsbad unter einer Glaspyramide, an das einstige Jerusalem am Rhein.
Die Mikwe
Kardinal Frings: Kölns einziger Erzbischof, der populär wurde.
Fringsen Seit jeher hatten die Kölner ein gespanntes Verhältnis zu ihren Erzbischöfen. Eine Ausnahme davon machten sie nur mit Joseph Kardinal Frings. Denn der hielt auch in der größten Not zu ihnen. Unter den Nazis hatte er öffentlich die Judenverfolgung verurteilt und damit als Gerechter für die übrigen Kölner die Hoffnung auf Gottes Vergebung bewahrt. Und im kalten Winter 1945/46 hatte er das Recht auf Leben über die Moral gestellt, als er in seiner Silvesterpredigt die Plünderung von Kohlenzügen und die Beschaffung von Lebensmitteln verzieh. Seine Einschränkung, dass dies nur vergeben werden könne, wenn Leben und Gesundheit durch Arbeit und Bitten nicht anders zu erhalten sind, unterschlug man später gerne, nannte fortan alles Organisieren Fringsen und übertrug den Begriff schließlich auch auf kriminellen Diebstahl. Die unkonventionelle Art des Kardinals schlug sich in einer Unmenge liebevoller Anekdoten nieder, sodass unse Frings oder et Jüppche schließlich zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde. Darauf kann Kölns heutiger Erzbischof, Joachim Meisner, kaum hoffen. Er gilt als orthodox und streng, ist folglich unpopulär und steht damit wieder in gewohnter Tradition.
Josef Frings
Farina gegenüber: Das Stammhaus des wirklich echten Kölnisch Wassers.
Zaubertrank mit Wohlgeruch Der Witz an dem wahrscheinlich bekanntesten Parfüm der Welt ist, dass es ursprünglich eine Art Zaubertrank war, der mit 80 Prozent Alkohol nicht nur ordentlich drehte, sobald er durch die Gurgel rann, sondern auch fast alle Krankheiten heilte, selbst die Pest. Das behauptete jedenfalls sein Erfinder, und daran hielt auch Johann Maria Farina fest, ein Italiener, der die Rezeptur übernahm und damit 1709 eine eigene Firma gründete. Den Duft des Eau de Cologne entdeckten erst 50 Jahre später die französischen Besatzungsoffiziere im Siebenjährigen Krieg. Sie träufelten sich die Mixtur auf´s Taschentuch, um damit den Gestank der Kölner Gassen zu überdecken. Das klappte offenbar auch in anderen Teilen der Welt ganz gut, denn plötzlich waren Farinas Fläschchen überall gefragt. Allerdings immer noch als Wunderwasser. Denn als Parfüm wurden sie erst deklariert, als Napoleon weitere 50 Jahre später alle Geheimmittel verbot und Farina keine Wahl mehr blieb. Bis heute stellt die Familie, inzwischen in der achten Generation, ihr traditionsreiches Duftwasser her. Im Stammhaus Farina gegenüber dokumentiert ein Duftmuseum die Firmengeschichte und drei Jahrhunderte Duftkultur.
Das Duft-Museum im Farina-Haus
Gülichplatz: Der Fastnachtbrunnen steht auf sehr rebellischem Boden.
Kopf am Spieß Farina gegenüber, so firmiert Kölns erstes Parfümhaus bis heute zur Erinnerung an Zeiten, als die Konkurrenz nicht nur die Rezeptur kupferte, sondern ihre Produkte sogar unter Farinas Namen verkaufte. Damals nannte sich der echte Farina zur Abgrenzung von den falschen Farina gegenüber dem Jülichsplatz. Heute heißt der Platz Gülichplatz und erinnert als Kölns kleinster Platz an einen Aufstand gegen den Ratsklüngel, der 1680 für einige Jahre einen Nikolaus Gülich an die Macht brachte, bis er mit kaiserlicher Hilfe wieder gestürzt, verurteilt und enthauptet wurde. Um alle künftigen Generationen vom Revoltieren abzuhalten, wurde Gülichs Haus abgerissen und an seiner Stelle eine Schandsäule mit seinem aufgespießten Kopf errichtet. Erst die revolutionären Franzosen stürzten die Säule und der Kopf inzwischen aus Bronze wanderte ins Magazin (Stadtmuseum). Bis heute hält sich die Bauverwaltung an den Spruch von 1686, nach dem der Platz nie wieder bebaut werden darf. Dadurch konnte hier 1912 der Fastnachtbrunnen mit seinen vier tanzenden Paaren aufgestellt werden. Ihn ziert ein Vers, mit dem Goethe 1825 eine Einladung des Festordnenden Komittees zum Karneval beantwortete.
Aufstand gegen den Klüngel
Wallraf-Richartz-Museum: Der Stolz der Sammlung sind die Spätimpressionisten
Kunst im Kubus Das Wallraf-Richartz Museum geht auf den Sammler Ferdinand F. Wallraf und den Kaufmann Johann H. Richartz zurück. Wallraf hatte bei der Enteignung von Kirchengütern nach 1803 viele Kunstgegenstände gerettet und Richartz hatte den ersten Museumsbau gesponsort. Ungewöhnlich an der Museumsgründung war damals, dass sie von Bürgern betrieben wurde und dass sich die Sammlung trotzdem mit fürstlichen Kollektionen messen konnte. Die Galerie verfügt heute über eine der weltgrößten Mittelaltersammlungen mit Werken der Kölner Malschule, darunter von Stephan Lochner, Kölns Vorzeige-Maler aus dieser Zeit. Aus dem Barock kann das Haus Bilder von Rubens und Rembrandt vorweisen und es ist berühmt für seine einmalige Sammlung von Spätimpressionisten mit Werken von van Gogh und Renoir. Die Spätimpressionisten sind als jüngster Zuwachs ein Geschenk des Schweizer Unternehmers Gérard Corboud zum Umzug in den Museums-Neubau 2001. Die Entwürfe dafür lieferte der Kölner Mathias Unger, der seine Geometrie-Manie hier in den Variationen von Quadrat und Kubus auslebte. Der helle Bau steht auf dem Grund des mittelalterlichen Kunstquartiers und macht mit seinem gläsernen Treppenhaus eine alte Gasse kenntlich, in der das Malgenie Lochner wohnte.
Das Wallraf
Gürzenich: Kölns gute Stube zum Feiern, Tanzen, Tafeln und Konferieren.
Feiern ohne Ende In stetiger Konkurrenz mit den Fürsten fehlte dem freien Köln im 15. Jh. ein würdiger Repräsentationsraum. Genau zu diesem Zweck wurde ab 1441 auf dem Grundstück der Familie Gürzenich der bis heute erhaltene spätgotische Bau errichtet. In seinem 23 x 53 m großen Festsaal im Obergeschoss wurden damals Kaiser empfangen, Fürsten gekrönt, Gerichtstage und sogar ein Reichstag abgehalten. Aber vor allem wurde hier schon immer gefeiert, getanzt, gegessen und getrunken. Bis heute ist der Gürzenich Kölns gute Stube und Veranstaltungsort für Bälle, Kongresse, Messen und Konzerte mit bis zu 1350 Gästen. Dazu zählen auch die vom Fernsehen übertragenen Prunksitzungen der Karnevalsvereine, die den Gürzenich weit über Köln hinaus bekannt gemacht haben. Während der im Krieg fast völlig zerstörte Saal 1955 wieder aufgebaut wurde, blieb die benachbarte St. Alban- Kirche als Ruine stehen. Sie war einst die älteste und größte Kölner Pfarrkirche und wurde mit der Nachbildung der Trauernden Eltern von Käthe Kollwitz zur Kriegs-Gedenkstätte umfunktioniert. Die neue Kirche St. Alban in Neustadt Nord ist von Le Corbusier beeinflusst und so radikal modern, dass sich dafür ein Abstecher lohnt.
Der Gürzenich
Heumarkt: Ehrung für den Domvollender und Initiator der Dombrücke.
Geschäumter König Seit 1288 stand über der katholischen Reichsstadt Köln niemand anders als Gott, sodass man die Klüngelei als kölsche Spielart der Demokratie sehr lieb gewonnen hatte. Ein protestantischer König und eine straffe Verwaltung, wie sie mit den Preußen 1815 über die Stadt kamen, mussten deshalb den Widerstand der Kölner hervorrufen. Dennoch waren sie fair genug, Preußens Verdienste zu würdigen und dem Dom-Vollender und Initiator der Hohenzollernbrücke, Friedrich Wilhelm IV. 1865 ein Denkmal zu setzen. Das Reiterstandbild war insofern unpreußisch, als es dem ersten Preußen fast doppelt so viele Bürger wie Militärs zur Seite stellte. Im Krieg zerstört und danach in Einzelteilen gegen Eier und Speck verhökert, kehrte 1979 nur das deutlich männliche Hinterteil des Pferdes als Kunstobjekt auf den Sockel zurück. Für seine Komplettierung sorgte 1986 ein Bühnenbildhauer, der eines Nachts heimlich eine Styropor-Nachbildung des Reiterstandbilds auf den Sockel hievte. Das erregte so viel Aufsehen, dass die Stadt dem Künstler mit Klagen drohte, als er sein Werk wieder abräumen wollte, bevor der Preuße restauriert war. Seitdem wacht er wieder über die Karnevalseröffnung auf dem Heumarkt.
Friedrich Wilhelm III.
Hänneschen-Theater: Populäre Holzköpfe: Hänneschen und Bärbelchen.
Geliebte Holzköpfe Als eine urkölsche Instanz ist das kleine Hänneschen-Theater meist auf Wochen und Monate im Voraus ausverkauft. Die Karten für die Puppensitzungen im Karneval muss man sogar schon im Spätsommer des Vorjahres bestellen. Dabei geht es dort immer um dasselbe: um die Wooscht nämlich, auf die jeder Redner für seinen Vortrag Anspruch hat. Das Problem ist, es gibt nur eine Wurst. Und deshalb muss sie der Stotterer Speimanes dem gerade Geehrten hinter der Bühne immer wieder abnehmen. Und das geht oft nicht ohne Kämpfe und Blessuren ab. Begründer der Stockpuppenbühne war 1803 ein Schneidergeselle, der sich mit seinen Heldenpaaren Hänneschen und Bärbelchen sowie Tünnes und Schäl schnell in die Herzen der kleinen und großen Kölner spielte. In immer neuen Verwicklungen müssen sie sich bis heute mit dem frechen, stotternden und spuckenden Speimanes, dem preußischen Schutzmann Schnäutzerowsky, den Großeltern Besteva und Bestemo und anderen Figuren herumschlagen und das natürlich immer auf Kölsch. Ort der Handlung ist Knollendorf und das gehört, obwohl es in keinem Stadtplan verzeichnet ist, so sehr zu Köln, dass seine Bewohner seit 1823 in jedem Karnevalsumzug dabei sind.
Das Hänneschen-Theater
Willy Millowitsch: Als Schauspieler und Karnevalist der Inbegriff der Kölschen Frohnatur.
De Kölsche Jung Als Inbegriff der kölschen Frohnatur war der Volksschauspieler Willy Millowitsch den Kölnern so wichtig, dass sie ihm schon zu Lebzeiten ein Denkmal setzten und ihn zum Ehrenbürger ernannten. Sein Aufstieg begann mit der ersten deutschen Fernsehübertragung eines Theaterstückes 1953. Darin spielte der Sohn einer alten Kölner Schauspielerdynastie auf eigener Bühne die Hauptrolle und die Sendung war so erfolgreich, dass ihr 150 weitere folgten. Viele davon waren echte Straßenfeger und schrieben Fernseh-Geschichte. Schließlich stellte sich der Theater-Direktor auch außerhalb seines Hauses in über 60 TV- und Kinoproduktionen vor die Kamera meist in komödiantischen Rollen. Erst 1990, mit 81 Jahren, sollte sich sein filmisches Lebenswerk in einer Charakterrolle als Kommissar Klefisch abrunden. Millowitschs Schlager Schnaps, das war sein letztes Wort oder Wir sind alle kleine Sünderlein werden bis heute überall im deutschen Karneval gesungen. Die Aufbahrung seines Leichnams im Dom 1999 und das Abspielen seines Kölsche Jung- Liedes auf der Domorgel ließen den Komödianten endgültig zum Volksheiligen werden. Außer ihm wurde nur noch Konrad Adenauer als Laie so geehrt.
Willy Millowitsch
Pegel Köln: Die Wacht am Rhein für Europas hochwassergefährdetste Stadt.
Land unter! Köln ist die hochwassergefährdetste Großstadt Europas. Bei einem mittleren Rheinpegel von 3,48 m stieg das Wasser im 20. Jh. 21-mal über 9 m und erreichte allein in den letzten 20 Jahren siebenmal 9,35 m. Dabei müssen schon ab 6,60 m die ersten Stadtteile mit Hubtoren und Schutzwänden verteidigt werden. Bei 8,40 m ist der Ortsteil Kasselberg eine Insel, ab 9,40 m droht der Altstadt Gefahr und bei 9,80 m muss der Rheintunnel geschlossen werden. Köln glaubte schon zwei Jahrhunderthochwasser überstanden zu haben und hielt sich für gut gerüstet, als es 1995 von einer 10,69-m-Welle überrascht wurde, wie sie nur ganz alte Kölner schon einmal erlebt hatten. 180.000 Menschen sahen bereits ihrer Evakuierung entgegen, als das Wasser wieder sank. Obwohl jedes Hochwasser eine Katastrophe ist, gerät die Stadt dabei immer wieder in eine Art Volksfeststimmung. Die Wirtschaften am Flussufer erzielen Rekordumsätze und halten bis zur letzten Minute durch. Wie weit die Stadt aktuell davon entfernt ist, zeigt der Kölner Pegel neben der Deutzer Brücke, ein Uhrenturm mit einer 10-Stunden-Uhr, deren dicker Stundenzeiger die Meter zählt, während ihr dünner Minutenzeiger die Zentimeter zeigt.
Der Pegel Köln